Spinnereireview Rundgang Herbst 2015. Nur das Wichtigste und nur eine kleine Auswahl der Galerien.

Was gab es beim Herbstrundgang zu sehen? Viel Neues, viel Sehenswertes aber auch Fragwürdiges: Das Resultat des gestrigen Bratwurst- und Bierintermezzos auf der Kunsterlebnismeile im Leipziger Westen, durchgeführt durch fachmännisches Personal der Künstlergruppe Saxonia.

Absolut sehenswert war „Ekstatische Einsamkeit“, die Ausstellung der „Galerie Kleindienst“ mit den Künstlern Julius Hofmann & Michael Kirkham. Die Absolutheit des männlichen Blicks forderte bei so manchen Betrachter wohlwollenden Tribut. Der Überflieger in der gleichen Ausstellung war die animierte Videoinstallation „Might of young engines“ von Hoffmann.

„Der Laden für Nichts“ bot mit seiner Groupshow weniger Überraschendes, als eher einen Fokus auf Internationalität in der Auwahl der Künstler. Die zur Schau gestellten Sujets sind affektiv, bestechen jedoch nicht unbedingt bei jeder Position durch malerisches Können. Zusammen mit den Skulpturen ergibt sich jedoch ein Schlüssiges Bild, was allerdings den zweiten Blick des Betrachters herausfordert.

Weiter gings zur Galerie „b2“. Fotografie ist immer eine feine Sache, erst recht, wenn sie so konsequent umgesetzt wurde, wie in den Arbeiten von Hubert Becker. Sehr gut. Weiter so! Eva-Maria Kollischams Arbeiten hingegen zielten weniger auf das Fotografieren von ungewollt-gewollter Objektkunst ab, als vielmehr auf das Verhältnis von Struktur und Raum in der Malerei. Es ist nicht gerade eine Bereicherung. Jedoch gut genug, um in der oberen Liga künstlerischer Positionen mitzuschwimmen.

„Galerie Dukan“. In der Galerie über dem „BSMNT“ vollzog sich der Wandel vom popkulturellen Realismus zur beinahe fotorealistischen Malerei exotischer Natur. Besonderheit hier: Das Sujet einer romantisierenden Perspektive auf eine Art von Exotik, die vorgibt der Realität zu entsprechen. Sehr gute Malerei, Technik 1 A von Romain Bernini.

Weiter gings mit „Eigen + Art“. Bronzefiguren von Stella Hamberg ergossen sich förmlich in die Weiten der Ausstellungsfläche. Die matt-schwarzen Skulpturen sind das Ergebnis eines ausgiebigen Werkprozesses, wobei die Oberflächenstruktur kaum Reflektionsmöglichkeiten zu lässt. Der Betrachter ist immer wieder von neuem gezwungen, Details der Arbeiten überhaupt erfassen zu können. Weiter so!

Etwas sonderbares ereignete sich in der Maerzgalerie. Man will es kaum glauben, aber für die dort ausgestellten Globen des in China sehr wohl etablierten und im Westen eher noch unbekannten Künstlers Qiu Zhijie, lagen seltsamer Weise Preislisten aus. Warum? Entweder hat dies mit einem verstecktem Statement oder mangelnde Galeriedisziplin zu tun. Die Idee hinter den Globen ist der kulturelle Transfer von Ideen- und Kulturgeschichte sowie philosophischer und politischer Natur, die er mit dieser ganz ungewöhnlichen Technik kartographiert.

Der Schlager, des diesjährigen Herbstrundgang, hatte „Galerie Jochen Hempel“ zu bieten. Man kann schon fast behaupten, dass man sich in dieser Galerie etwas zutraut. Da geht was! Die 1962 in München geborene und in New York lebende Künstlerin Ati Maier zeigt der jungen Kunstwelt, wo der Hase im Pfeffer liegt. Es ist ein Gesamtkunstwerk, dass von der animierten „The Placeless Place“ Videoperformance über originale Comiczeichnungen, die aber eher schon wie ein Storyboard daherkommen bis hin zu einer Malerei, die sowohl die klassische Moderne a la Kandinsky einbindet aufgreift, einen Abstecher auf das kulturell-psychedelische Gedächtnis amerikanischer Popkultur aufgreift, bis hin zur ganzheitlichen Beschäftigung mit Raum, Zeit, Makro- und Mikrokosmos. Das alles sehr dezent und sehr erfahren.

Zum Schluss verdient das „BSMNT“ noch die Aufmerksamkeit, die es verdient. Mit einer multimediale Raumskulptur von Piotr Baran wartete der eher unterschätzte Raum auf. Die Show „Im Namen der Spur“ zeigte Videoobjekt, die mit dem Raum zu einer psychologischen Größe verschmolzen. Die Performance haben das Team Saxonia leider verpasst. Soll aber sehr gut gewesen sein. Piotr hat durchgehalten!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.